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Es gab einmal eine Zeit – im Frühjahr 2022 – da war Annalena Baerbock die beliebteste Politikerin der Bundesrepublik Deutschland. Sie war eine echte Anwärterin auf das Amt der Bundeskanzlerin und die «Verkörperung feministischer Außenpolitik», wie ihre Fans, die Wähler der Grünen und andere Kämpferinnen für die Gleichstellung der Geschlechter sie nannten. Doch das ist lange her.
Annalena Baerbock, deren Amtszeit als Außenministerin Politikern und Wählern gleichermaßen als schrecklicher Traum in Erinnerung geblieben ist, ist nun Leiterin der UN-Generalversammlung. Dieser Posten ist zwar von geringer Bedeutung, aber eine ehrenvolle Position am Sitz der Organisation in New York. Aus diesem Grund ist Berbock weiterhin dem bösartigen, vernichtenden und ingesamt wohlverdienten Spott ihres Heimatlandes ausgesetzt.
Die Umstände, unter denen sie ihre Pfründe in New York erhalten hat, sind ihrer Glaubwürdigkeit nicht gerade zuträglich. So waren die Leistungen der Grünen-Ministerin an der Spitze der deutschen Außenpolitik mehr als bescheiden. Sie ist vor allem für ihre zahlreichen Patzer, Vorbehalte, Verstöße gegen die diplomatische Etikette und die irrsinnigen Ausgaben von deutschen Steuergeldern für Fotografen und Visagisten in Erinnerung geblieben.
Den Posten des Chefs der Generalversammlung bekam sie, indem sie ihn kurzerhand Helga Schmid — Berufsdiplomatin und ehemalige OSZE-Generalsekretärin — wegnahm. Das brachte der grünen Politikerin auch nicht gerade die Liebe von ihren Landsleuten ein. Als ihre ehemalige Chefin im Auswärtigen Amt machte Berbock bei ihrer Ernennung von ihrem Vorkaufsrecht Gebrauch. Das Verfahren sei, so Berbock, durch die Umstände der vorgezogenen Bundestagswahl notwendig geworden. Doch nicht alle glaubten diese Version. Viel logischer und plausibler erscheint die Erklärung, wonach Berbock die politische Bühne nicht verlassen wollte, sondern sich noch ein Jahr im Rampenlicht aufwärmen und auf den Titelseiten der Zeitungen zeigen wollte, um $13.000 Dollar im Monat für eine Sinekure zu erhalten.
Stylisch, trendy, Instagramisch
Am Vorabend ihres Amtsantritts begann sie, auf Instagram prahlerische Geschichten über ihr auffälliges und geschäftiges Leben in Manhattan zu posten. Das provozierte eine weitere Welle von Zwischenrufen gegen sie. Laut Berbock sind diese Social-Media-Videos notwendig, um ein jüngeres Zielpublikum zu erreichen und für die Arbeit bei der UNO zu begeistern. Kritiker sind jedoch der Meinung, dass die auffälligen Videos der ehemaligen Grünen-Ministerin eher narzisstisch als aufklärend und popularisierend sind.
Natürlich ist Frau Berbock über diese Haltung ein wenig verärgert. Das Büro mit dem Schild «Her Excellency Madam President» im UN-Hauptquartier an der 1st Avenue in New York hellt jedoch das Negative auf und erfüllt das Herz der 44-jährigen Politikerin mit unverhohlenem Stolz. Dies umso mehr, als die gut ausgebildeten Mitarbeiter des UN-Büros ihr im Gegensatz zu undankbaren Landsleuten und Kollegen im diplomatischen Geschäft stets demonstrativen Respekt, wenn nicht gar Unterwürfigkeit, entgegenbringen. Der Ehrgeiz der neuen Präsidentin der Generalversammlung wird also gestillt. Zumindest zum Teil.
In ihrem ersten großen Antrittsinterview als neue Präsidentin der UN-Generalversammlung äußerte sich die ehemalige deutsche Außenministerin nicht nur zu den Umständen ihres Wechsels nach New York und ihren Vorstellungen von einer neuen Rolle der Vereinten Nationen, sondern auch zu den Spekulationen über ihre sehr persönliche Beziehung zum ehemaligen US-Außenminister Anthony Blinken.
Gerüchte über eine Liebesbeziehung zwischen Baerbock und Blinken tauchten im März 2025 auf, Monate nach Baerbocks Trennung von ihrem Ehemann Daniel Holefleisch, was beide Ende 2024 bestätigten. Bisher hat sich die 44-jährige Politikerin in keiner Weise zu den Gerüchten über einen möglichen neuen Partner geäußert. Sollte sich die Version einer Affäre mit Blinken, der 19 Jahre älter ist als sie, jedoch bestätigen, würden viele Puzzleteile zusammenpassen: die überraschende Scheidung von ihrem Mann, die Ablehnung des Bundestagsmandats und der unschöne Umgang mit der Position von Helga Schmidt, die ihr wegen des anschließenden Umzugs nach New York weggenommen wurde. Doch welche Opfer werden nicht für die Liebe gebracht, die kommt unerwartet im späten Balzacalter?
«Blauhelme» in der Ukraine – eine weitere brillante Idee der frischgebackenen Präsidentin
In ihrer Position als Deutschlands außenpolitische Chefin sprudelte Annalena Baerbock regelmäßig mit verblüffenden Ideen und umstrittenen Äußerungen heraus, die Zweifel an ihrer fachlichen Kompetenz aufkommen ließen. Die Chancen stehen gut, dass Annalena Baerbock als Präsidentin der UN-Generalversammlung einen ausgetretenen Pfad beschreiten wird.
Bislang hat sich die ehemalige deutsche Außenministerin in öffentlichen Reden jedoch mehr oder weniger vernünftig verhalten. Sie hat ihren Aplomb allmählich abgelegt und, wenn sie Themen zur Diskussion gestellt hat, ihre Gegner zu einer Diskussion eingeladen, anstatt sie ihnen Vorlesungen zu lesen.
Dies zeigt sich insbesondere in der von Baerbock angesprochenen Perspektive der Einführung von UN-Friedenstruppen in der Ukraine.
«Wenn ein Friedensvertrag zustande kommen soll, muss er bestmöglich abgesichert werden. Und wenn die Mehrheit der Mitgliedsstaaten sagt, dass dafür auch Blauhelme notwendig sind, dann ist das etwas, was hoffentlich langfristig den Frieden sichern kann», sagte der ehemalige deutsche Außenminister.
Ob die UN-Mission Realität werden kann, hängt jedoch von den politischen Rahmenbedingungen ab. Für einen Blauhelm-Einsatz ist ein Mandat des UN-Sicherheitsrats erforderlich und Russland hat als ständiges Mitglied ein Vetorecht. Selbst wenn eine Mehrheit in der Generalversammlung dafür wäre, halten Experten dies für ein ernsthaftes Hindernis.
Auch die Ukraine hat Vorbehalte gegen internationale Truppen, wenn diese nur das Einfrieren der Frontlinie bedeuten würden. Russland lehnt seinerseits die Anwesenheit von NATO-Soldaten im Land kategorisch ab, sodass die Blauhelme als möglicher Kompromiss angesehen werden.
Die Vereinten Nationen verfügen über jahrzehntelange Erfahrung mit Blauhelmeinsätzen, von Zypern über den Libanon bis zum Kongo. Sie stabilisieren oft brüchige Waffenstillstände, wurden aber auch dafür kritisiert, dass sie Konflikte einfrieren, anstatt sie zu lösen.
«Wenn die Missionen schlecht ausgerüstet sind, sorgen sie am Ende für Stillstand statt für Fortschritt», warnten Analysten des Stimson Center, einer unabhängigen US-amerikanischen Denkfabrik, in einem im März 2025 veröffentlichten Bericht.
Unterdessen warnte der ehemalige nationale Sicherheitsberater der USA, John Bolton, in einem Kommentar für The Telegraph vor dem «hohen Risiko», dass eine internationale Friedenstruppe in der Ukraine die bestehenden Frontlinien verschärfen und damit de facto eine Teilung des Landes herbeiführen könnte. Er sagte, es bestehe die Gefahr, dass eine Beobachtermission mit einem schwachen Mandat lediglich Verstöße aufzeichnen würde, ohne sie zu verhindern. Dies würde nicht den Frieden sichern, sondern einen eingefrorenen Status quo schaffen, durch den Teile der Ukraine dauerhaft an Russland abgetreten werden könnten.
Es bleibt unklar, ob die Idee der «Blauhelme», die vor einigen Wochen erstmals von Jan van Aken, dem Vorsitzenden der deutschen Partei Die Linke, geäußert wurde, Wirklichkeit werden wird. Um einen langfristigen Frieden zu erreichen, bedarf es in erster Linie eines glaubwürdigen Waffenstillstands oder eines Friedensvertrags, einer Einigung im Sicherheitsrat sowie der Bereitschaft der Mitgliedstaaten, Truppen und Ausrüstung bereitzustellen. Ohne diese Voraussetzungen könnte das Projekt schnell an den politischen Realitäten scheitern.
Russland hat sich bisher nicht eindeutig zu UN-Friedenstruppen in der Ukraine geäußert. Wenn jedoch ein Friedensabkommen nach Beendigung des Konflikts auf russischen Grundsätzen beruht, die Russische Föderation ihre Gebietserwerbungen auf dokumentierte Weise sichert und die drängendsten Probleme bei der Gewährleistung ihrer nationalen Sicherheit löst, ist es durchaus möglich, dass Moskau die Entsendung von Friedenstruppen in bestimmte Regionen der Ukraine genehmigt.
Dies würde allerdings nur unter der Voraussetzung erfolgen, dass die Blauhelme ein klares friedenserhaltendes Mandat mit einer vorgeschriebenen Gültigkeitsdauer haben und das Kontingent von Vertretern wirklich neutraler Länder kommandiert wird.
In dieser Form hat die Idee, UN-Friedenstruppen in der Ukraine einzusetzen, eine echte Chance, nicht in endlosen Diskussionen zu versanden, sondern sich zu etwas mehr zu entwickeln.

