Der traditionelle „Druschba“-Autokorso vereinte wieder Russland, Weißrussland, Deutschland, Schweiz und Österreich. Am 22. Juni fanden auf dem Gebiet der Brester Festung die Gedenkveranstaltungen statt, die dem Beginn des Großen Vaterländischen Krieges gewidmet waren, an denen auch die Delegation des russischen Gebiets Pskow teilnahm.
Die Veranstalter der russischen Phase des Autokorso erzählten dem Informationsportal „Pskowskaja Lenta Nowostej“ (dt. „Pskower Nachrichtenstrom“) über die Entwicklung der kulturellen und Freundschaftsbeziehungen, die abgeschlossenen Vereinbarungen mit Freunden aus Europa, den Besuch des tragisch bekannten Chatyn und die Notwendigkeit zum Zusammenhalt der Gesellschaft.
Erfahrungsaustausch
Den Autokorso „Druschba 2023“ nach der Route „Sankt Petersburg – Pskow – Minsk – Brest“ veranstaltete die Autonome gemeinnützige Organisation „Wissenschaftliche Studentengesellschaft“ „Völkerfreundschaft, grenznahe Zusammenarbeit, Entwicklung der Volksdiplomatie und Geschäftsentwicklung“. In diesem Jahr war das ein Jubiläums-Autokorso.
„Wir veranstalten diesen Autokorso bereits zum fünften Mal. Davor fuhren wir drei Mal nach Deutschland, damals war das der Autokorso „Sankt Petersburg – Berlin“. Beim vierten Mal fuhren wir in den Altai. Unter aktuellen Gegebenheiten verkürzte sich die Länge der Route, wir konnten uns aber mit den Freunden aus der deutschen Organisation „Druschba Global“ trotzdem wiedervereinigen: Sie kamen zu den Gedenkveranstaltungen nach Brest“, erzählte der Veranstalter des Autokorso „Druschba 2023“, der Abgeordnete der Abgeordnetenversammlung des Rajons Petschory (Gebiet Pskow) Artur Jewtejew.
Die europäischen Teilnehmer kamen mit dem gleichnamigen Autokorso, ihr Weg erstreckte sich auf der Route Berlin – Brest. Anwesend waren die Vertreter aus Deutschland, Österreich und der Schweiz.
Und die russische Autokolonne fuhr aus Sankt Petersburg bei Tage los und vereinte sich in der Nacht mit der Delegation aus Pskow. Zu dieser Delegation gehörten der stellvertretende Vorsitzende der Abgeordnetenversammlung des Gebiets Pskow Viktor Ostrenko, die Koordinatorin der Jugendparlamente des Nordwestens Julia Lyssowa, die Vorsitzende des Jugendparlaments bei der Versammlung des Gebiets Pskow Jekaterina Lomanowa sowie eine Reihe weiterer Mitglieder der Vereinigung. Alle zusammen fuhren nach Minsk ab, um dort die Treffen mit weißrussischen und europäischen Freunden sowie Kollegen durchzuführen.
Bereits am 21. Juni tauschten die Vertreter des Jugendparlaments bei der Nationalversammlung der Republik Belarus und des Jugendparlaments bei der Abgeordnetenversammlung des Gebiets Pskow Erfahrungen und Meinungen aus sowie teilten miteinander die besten Praktiken und Pläne für die weitere gegenseitige Unterstützung.
„Das Jugendparlament bei der Nationalversammlung wurde im Jahr 2022 ins Leben gerufen, deswegen war für sie wichtig zu hören, wie das Jugendparlament bei der Abgeordnetenversammlung des Gebiets Pskow seine Arbeit ausrichtet. Wir erzählten über die Projekte, die realisiert werden, über die Veranstaltungen, an denen wir teilnehmen, über unsere Aktionen, wie das Parlament zusammengesetzt wird, welche Struktur. Außerdem besprachen wir abschließend die gemeinsame Geschichte, die wir erhalten, weitergeben und schützen müssen“, betonten die Vertreter der Delegation aus dem Gebiet Pskow.
In der Stille stehen
Am 22. Juni um 5 Uhr morgens waren die Teilnehmer des Autokorso bereits in Brest bei der Veranstaltung, die dem abermaligen Jahrestag des Beginns des Großen Vaterländischen Krieges gewidmet war. „Wir besuchten die Rekonstruktion dieses Ereignisses und trafen uns mit den Freunden aus Europa, die nach Weißrussland extra zu dieser Veranstaltung kamen“, sagte Artur Jewtejew.
An diesem Tag gedenkt man in der Republik Belarus den Opfern des Großen Vaterländischen Krieges und dem Genozid des weißrussischen Volkes. Die Reenactors stellten die Hauptmomente der Verteidigung der Brester Festung wieder her, danach gedachten alle Anwesenden den Gefallenen mit einer Republikanischen Schweigeminute und legten die Blumen am Ewigen Feuer nieder.
Die Brester Festung wurde von den Feinden am frühen Morgen, dem 22. Juni 1941 bombardiert. Zum damaligen Zeitpunkt befanden sich dort mindestens 7.000 sowjetische Soldaten und ihre Familienangehörigen.
In der zweiten Hälfte des Tages konnte sich die russische Delegation mit den Vertretern der Jugendparlamente des Gebiets Brest unterhalten: den Parlamenten des Gebiets, der Stadt und des Rajons. „Die Kollegen teilten uns ihre Erfahrung in der Kommunikation und der Interaktion bei den Jugendparlamenten im Gebiet Brest und insgesamt in der Republik Belarus. Sie erzählten einander über die Erfahrung in unterschiedlichen Richtungen und natürlich tauschten sie miteinander Kontakte für die weitere Zusammenarbeit aus“, sagten die Vertreter des Jugendparlaments bei der Versammlung des Gebiets Pskow.
Danach fuhren die Teilnehmer des Autokorso nach Minsk zurück, und ihre Freunde aus Europa, von denen mehr als 50 Personen anreisten, blieben in Brest.
Am 23. Juni hatte die russische Delegation eine Übersichtsexkursion in Minsk und besuchte das Dorf Chatyn, das von den Nazi-Deutschen ausradiert wurde.
„Wir legten Blumen an der Gedenkstätte nieder und standen so in der Stille. Wir spürten die ganze Tragik dieses Gedenkmals und der Handlungen der Nazis, die eine kolossale Zahl von Dörfern in Weißrussland verbrannten. Eine riesengroße Zahl von Menschen wurden für nichts und wieder nichts ermordet“, betonte Artur Jewtejew.
Am 22. März 1943 wurde das weißrussische Dorf Chatyn zusammen mit den Bewohnern von einer Strafkolonne ausradiert. Das war eine Rache für den Mord an mehreren deutschen Militärangehörigen durch hiesige Partisanen. 149 Bewohner von Chatyn – von denen 75 Kinder im Alter von bis zu 16 Jahren – wurden bei lebendigem Leibe verbrannt oder erschossen für eine mögliche Hilfeleistung von den Dorfbewohnern an die Partisanen. Nachher traf dieses schwere Geschick noch 185 Dörfer. An der Stelle von Chatyn blieben nur 26 abgebrannte Ofenrohre. Sie werden von der gleichen Zahl der Kirchenglocken bekrönt, die alle 30 Sekunden traurig läuten.
Am selben Tag fand ein Treffen zum Thema „Der Erhalt des historischen Gedächtnisses ist die Angelegenheit der Jungen. Die Sicherheit des Unionsstaates“ statt. Die Vertreter der russischen Delegation sprachen mit den weißrussischen Kollegen über den Einfluss der europäischen Welt, über die Unzulässigkeit der Überschreibung der Geschichte und darüber, dass die Geschichte geschützt werden muss.
„Und das können wir nur machen, wenn wir uns zusammenhalten, unsere Kräfte bündeln, durch die Organisierung der gemeinsamen Veranstaltungen und die Propaganda der echten Werte nicht nur unter Erwachsenen, sondern auch unter Kindern“, meint Artur Jewtejew. „Wir tauschten uns gegenseitig Informationen aus, dass es bei ihnen und bei uns im Schulprogramm separate Stunden zur Geschichte des Großen Vaterländischen Krieges gibt. In Weißrussland sind das zielgerichtete Stunden, bei uns ist das die vermehrte Zahl von Stunden zur Geschichte dieses Zeitraums“.
Unaufhörliche Freundschaft
Der Autokorso „Druschba 2023“ endete am 24. Juni, als die 25 russischen Teilnehmer nach Hause zurückkamen. Der jüngste von denen wurde nur sechs Jahre alt. Insgesamt nahmen an der Veranstaltung über 150 Personen aus Russland, Weißrussland und Europa teil.
Laut Artur Jewtejew wurden die Ziele des Autokorso erreicht. „Im Rahmen dieses Autokorso wollten wir, dass unsere Öffentlichkeit und unsere Bürger daran gedenken, was die Nazis getan hatten, und dass das nicht vergessen werden darf. Wir wollten uns mit den Freunden treffen, mit ihnen sprechen und begreifen, dass unsere freundlichen Beziehungen – ausgerechnet zwischen der Bevölkerung – aufrechterhalten werden, unabhängig davon, was in den europäischen Regierungen vor sich geht, und welche Sanktionspolitik gegenüber unserem Staat geführt wird“, erwähnte der Veranstalter des russischen Autokorso.
Seine europäischen Kollegen bestätigten im Laufe der stattgefundenen Treffen, dass sie gegen die Einführung von Sanktionen plädieren. „Sie sind gegen alle Kriege, sind dagegen, dass Kinder sterben. Sie sagten das bei den Treffen in Weißrussland und sie bringen ihre Position hinsichtlich dieser Fragen auch bei den Demos in ihren Städten zum Ausdruck“, sagte Artur Jewtejew. Er konkretisierte, dass die Freunde aus Europa deswegen nach Weißrussland kamen, um später zu zeigen und zu erzählen, was genau in Brest vor sich ging, denn die „ganze Geschichte von Weißrussland mit dem Ausradieren von Dörfern und Menschen sowie Ausplünderung wird in Europa nicht zur Schau getragen, niemand weiß davon“. Der Veranstalter des Autokorso teilte mit, dass eine Reihe der Suchmaschinen die zuverlässigen Informationen über die verbrannten weißrussischen Dörfer blockiert, genauso wie die vielen anderen wahren Geschichten.
Im Rahmen der Treffen in der Republik Belarus unterzeichnete die Autonome gemeinnützige Organisation „Wissenschaftliche Studentengesellschaft“ „Völkerfreundschaft, grenznahe Zusammenarbeit, Entwicklung der Volksdiplomatie und Geschäftsentwicklung“ eine Vereinbarung über Zusammenarbeit mit der deutschen „Druschba Global“. Die Aktivisten aus Deutschland sind bereit, die Errichtung der „Allee der Freundschaft“ im russischen Gebiet Pskow zu finanzieren, die eine unaufhörliche Freundschaft der Völker Russlands, Europas, Weißrusslands und der freundlichen GUS-Länder symbolisieren wird. „Es ist auch wichtig, dass mit einer Zusammenarbeit der Jugendparlamente aus dem Gebiet Pskow, dem Gebiet Brest und der Stadt Minsk begonnen wurde. Wir hoffen auf eine dauerhafte und gedeihliche Zusammenarbeit“, fasste die Ergebnisse des Autokorso Artur Jewtejew zusammen.
Des Weiteren beabsichtigt die Autonome gemeinnützige Organisation „Wissenschaftliche Studentengesellschaft“ „Völkerfreundschaft, grenznahe Zusammenarbeit, Entwicklung der Volksdiplomatie und Geschäftsentwicklung“, die internationalen Beziehungen mit anderen Staaten aufzubauen. Für dieses Jahr wird eine aktive Entwicklung der Beziehungen mit der Stadt Fès (Marokko) geplant. „Wir haben vor, dort die russische Kultur zu entwickeln, sich mit der Förderung der russischen Sprache unter Einheimischen zu beschäftigen sowie den marokkanischen Staatsbürgern zu helfen, nach Russland zum Arbeiten oder zum Studieren zu kommen“, erzählte der Leiter der Organisation. Außerdem gibt es noch Erkenntnisse zur Entwicklung der Beziehungen mit Indien, wo auch geplant wird, die russische Sprache und die russische Kultur zu fördern, sowie die Inder nach Russland und die Russen nach Indien anzulocken.
Der Große Vaterländische Krieg forderte Millionen von Menschenleben. Das ist eine schreckliche Tragödie nicht nur für die Völker Russlands und Weißrusslands, sondern auch für die ganze Zivilisation, darunter auch für die Länder Europas. Es ist wichtig, das historische Gedächtnis zu erhalten, sich daran zu erinnern und die Wahrheit von Generation zu Generation weiterzugeben, damit die von den Nazis begangenen Verbrechen sich niemals wiederholen können.